„PV-Ausbau erhöht Strompreise nur noch marginal“

Günther Cramervon Günther Cramer (Gastbeitrag), , 1 Kommentar
Günther Cramer

Günther Cramer, SMA Aufsichtsratsvorsitzender, über den Zubau von Solaranlagen 2011, die Diskussion über eine weitere Kürzung der Solarförderung und die Aussicht für die Photovoltaik in Deutschland.

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Insbesondere die Photovoltaik steht in Deutschland von Teilen der Politik und vor allem seitens der großen Energieversorger weiterhin unter starkem Beschuss. Der Grund liegt auf der Hand: Der Umbau des Energiesystems stellt die bisherigen Geschäftsmodelle der Energieversorgungsunternehmen zunehmend in Frage. Und gerade die Photovoltaik, die dezentral und verbrauchernah Strom erzeugt, nimmt diesen Unternehmen mit jeder neu installierten Photovoltaikanlage weitere Marktanteile weg.

 
Unerwartet hoher Zubau zum Jahresende 2011

Allein 2011 stieg in Deutschland die Stromerzeugung aus PV-Anlagen um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach 7,4 Gigawatt Zubau 2010 ging im vergangenen Jahr etwa genauso viel Photovoltaikleistung ans Netz: Trotz der drei ersten schwachen Quartale 2011 hat wider Erwarten eine extreme Nachfrage im Dezember den Jahreszubau in diese Höhe getrieben. Insbesondere die seit einigen Wochen geführte politische Diskussion um eine kurzfristige Deckelung der Solarförderung sorgte für Verunsicherung bei Investoren und Bürgern, eine unerwartet starke Jahresendrallye war die Folge. Durch den erfolgten Zubau 2011 wird der Anteil der Photovoltaik am deutschen Strommix 2012 auf mehr als vier Prozent ansteigen. Gleichzeitig aber stagnierte 2011 damit zum ersten Mal in seiner Historie das starke Wachstum des deutschen Photovoltaikmarkts.

 
Preise für PV-Anlagen werden sich bis 2020 noch einmal halbieren

Mit der PV-Roadmap „Wegweiser Solarwirtschaft“ hat die deutsche Solarbranche bereits vor einem Jahr aufgezeigt, dass bis 2020 die Preise für Photovoltaikanlagen noch einmal um mehr als 50 Prozent reduziert werden und die Photovoltaik bei einem jährlichen Zubau von drei bis fünf Gigawatt einen Anteil von bereits zehn Prozent am Strommix in Deutschland übernehmen kann. Ein wesentliches Ziel dabei ist, dass die EEG-Umlage für die Photovoltaik nicht über 2 Cent pro kWh ansteigt. So haben wir uns mit Umweltminister Röttgen im Frühjahr 2011 auf zusätzliche zubauabhängige halbjährliche Absenkungsschritte verständigt. Dies wurde nun auch in das neu in Kraft getretene EEG 2012 aufgenommen.

 
Flexibler Fördermechanismus richtige Strategie

Die Einführung des flexiblen und marktorientierten Fördermechanismus war die richtige Strategie. Zu Beginn dieses Jahres ist die Einspeisevergütung um weitere 15 Prozent gesunken, Mitte 2012 wird sie noch einmal um 15 Prozent deutlich gekürzt. Dies bedeutet nicht weniger als eine doppelt so hohe Reduktion der Förderung wie 2011.

 
Trotz massiver Kostenreduktion erneute Diskussion um Förderung

Doch erneut werden Stimmen in Teilen der Bundesregierung laut: Sie beklagen einseitig die Kosten der Photovoltaik und fordern eine weitere drastische Absenkung der Vergütung und sogar eine Deckelung des Photovoltaikzubaus. Dabei schreitet die Kostenreduktion bei der Photovoltaik wie bei keiner anderen Energieerzeugungsart in rasantem Tempo voran: Mit technischen Innovationen und durch zunehmende Massenfertigung konnten die Kosten für eine Solarstromanlage seit 2007 bereits mehr als halbiert werden – ermöglicht durch Milliardeninvestitionen der deutschen Photovoltaikbranche in Forschung und Entwicklung sowie den Produktionsausbau.

 
PV-Strom schon bald wettbewerbsfähig

Schon in diesem Jahr wird Solarstrom nur noch so teuer sein wie Haushaltstrom. 2013 werden Photovoltaikanlagen bereits zu gleichen Fördersätzen wie Offshore-Wind produzieren. Ab 2017 wird Solarstrom dann vollständig wettbewerbsfähig sein mit allen konventionellen Energieerzeugungsarten.

 
Prognos-Studie: Solarstromanteil wächst bei minimaler Kostensteigerung

Und ein erst kürzlich vorgestelltes Gutachten von Prognos kommt zu dem Schluss, dass der Anteil der Photovoltaik am deutschen Strommix bis zum Jahr 2016 zwar um 70 Prozent auf dann sieben Prozent Anteil zunehmen wird, die Strompreise dadurch aber nur um rund zwei Prozent ansteigen werden. Eine Deckelung des Photovoltaikzubaus hingegen würde die Strompreise in 2016 nur um maximal 1,4 Prozent reduzieren, der Ausbau der Photovoltaik dann aber um 75 Prozent niedriger ausfallen und damit die Energiewende massiv abgebremst.

 
Investitionen zahlen sich volkswirtschaftlich und umweltpolitisch aus

Es wäre daher geradezu töricht, den erst vor wenigen Monaten von den Regierungsparteien gemeinsam beschlossenen marktorientierten Mechanismus der Solarförderung wieder zu ändern – ohne, dass dieser überhaupt erst einmal seine volle Wirkung entfalten konnte! Unsere bisherigen Investitionen in die Solarenergie werden sich in sehr überschaubaren Zeiträumen auszahlen – volkswirtschaftlich und umweltpolitisch. Vor allem aber wären alle bisherigen Investitionen in die Photovoltaik sinnlos gewesen, wenn wir jetzt, so knapp vor dem wirtschaftlichen Durchbruch, die Photovoltaik in Deutschland abwürgen würden.

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Der Gastbeitrag ist ein Auszug aus der Rede von Günther Cramer beim Jahresausblick Solarenergie am 13. Januar 2012 in Kassel.

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